Alfredo Jarr – Artist Talk in der Kunsthalle Barmen
Alfredo Jaar hielt am Donnerstag, den 21.11.2024, einen Artist-Talk in der Kunsthalle Barmen ab.
Der in New York lebende Chilene stellte diverse Projekte aus den Jahrzehnten seiner Arbeit vor, auf zwei davon will ich eingehen.
Lights in the City, 1999. Dieses Projekt sollte auf die damals rund 15.000 Obdachlosen in der kanadischen Stadt Montreal aufmerksam machen. Eine solche reiche Stadt wird durch das Drücken eines Knopfes, aufgestellt in Unterkünften für diese Menschen, an diese erinnert. Der Knopf sendet ein Signal, das den Turm des Rathauses rot aufleuchten lässt. Begeisterte Menschen und Obdachlose verbrachten ganze Nächte dort, um ohne Unterbrechung diese Botschaft zu senden. Nach sechs Wochen wurde das Projekt beendet. Das Rathaus wurde 1922 durch einen Brand weitgehend zerstört, die Kuppel leuchtete damals ebenfalls rot.
The Skoghall Konsthall, 2000. In diesem schwedischen Ort, der für seine Tetra-Pak-Produktion weltbekannt ist, leben ca. 150.000 Menschen. Die Stadt bot nahezu alles – außer einem Museum. Alfredo Jaar entwarf mit finanzieller Unterstützung der ansässigen Firmen ein solches. Gefertigt aus Papier und Holz lud die offene Architektur jeden Bewohner zum Erkunden ein. Der Ansturm war gewaltig. Die Überraschung kam jedoch am nächsten Tag: Das Museum wurde gezielt in Brand gesetzt und kontrolliert abgebrannt. Die Einwohner sollten so selbst die Notwendigkeit eines Museums erkennen. Dies geschah danach tatsächlich, und das Museum ist mittlerweile im Bau.
Neben einer politischen Ebene, die zweifelsfrei einen eigenen Aufsatz verdient hätte, sollte in der Kürze doch ein weiteres Motiv seines Schaffens erkennbar sein: die Verlagerung von Kunst in den öffentlichen Raum. Ein Phänomen unserer Zeit scheint mir die Exklusivität von Dingen zu sein – aber sollten Menschen nicht draußen gemeinsam über Kunst staunen, sprechen und mit ihr interagieren? Seine beiden ortsspezifischen Kunstwerke Be Afraid of the Enormity of the Possible und Teach Us to Outgrow Our Madness sind frei zugänglich.

